Verpasste Gelegenheiten?

Diese Frage drängte sich mir auf, als ich mal wieder so ein schönes Bild sah, wie wir sie alle sicherlich von Windows auf unsere Bildschirme gezaubert bekommen.  Dieses Mal war es eine Großstadt mit schöner Skyline und einem riesigen rechteckigen Park. Selbst mir als nicht New York Kennerin war es klar! Es muss der Central Park sein. Ich hatte ihn so aus der Vogelperspektive nicht gesehen. Ein grünes Rechteck im gerasterten New York. Eine schöne Idee. Sah wirklich gigantisch aus. Daraufhin sah ich mir New York mal über Google Maps genauer an. Mindestens einmal pro Frühjahr oder Sommer und zu Weihnachten wollte ich in letzten Jahren dort hin. Das mit Weihnachten ist mir klar: Ich bin ein Opfer der Werbung! Aus irgendwelchen Gründen hat es sich einfach nie ergeben. „Es wird schon die Zeit kommen und dann komme ich noch früh genug da hin“, so meine naive Vorstellung. Wer hätte je sich eine Pandemie vorstellen können die alles auf den Kopf stellt, alles zum Stillstand bringt, Grenzen so dicht macht? Es lehrt uns alle, dass wir Träume, Wünsche, unsere Ideen nicht immer aufschieben sollten. Sofern es uns möglich ist, versucht es zu realisieren, lasst es zumindest nicht an unserer Trägheit scheitern! Die Zeit arbeitet in dieser Hinsicht einfach gegen uns. Bei solch verpassten Gelegenheiten geistert mir immer ein Zitat von Elke Heidenreich im Kopf herum: 

Zu lange aufgeschobene Wünsche brennen nicht mehr, zu tief weggepackte Träume sind von den Motten zerfressen. 
Elke Heidenreich

So sieht es aus: Von Motten zerfressene Träume! Davon habe ich glücklicherweise noch nicht so viele. Kann sein, dass es daran liegt, dass ich die meisten verwirklichen oder zumindest in Teilen ansehen konnte. Was natürlich der Idealfall wäre. Es kann aber auch sein, dass ich meine Träume auch wieder vergessen, sie einfach der Situation angepasst habe, ausradiert da eh nicht machbar. Auch hier könnte es sein, dass die Zeit wieder für mich gearbeitet hat! Wer kann das so genau sagen? 

Zeit, Ort, Gelegenheiten verbunden mit den richtigen Adjektiven, wie richtig, schön, fantastisch sind ein Fundus an glücklichen Erinnerungen. Setzt man falsch, vertan, verpasst davor macht es einen nur noch traurig, nachdenklich. Der positive Zustand könnte in der Vergangenheit, aber auch in der Zukunft liegen, der negative liegt definitiv unwiederbringlich in der Vergangenheit. Es sind Aussagen des realen, erlebten Erfahrungswertes. Wir sollten alles daran setzen unsere Lebensbilanz mit den positiven Erinnerungen zu füllen. Hört sich leider wirklich wie eine lapidare Polemik von ewig positiven Gutmenschen an. Sofern möglich, sollte bei negativer Richtung des Lebens, der Gedanken die innere Navigation sich einschalten und: „Wenn möglich, bitte wenden!“ sagen. Klappt so oft nicht! Kann man es trainieren? Es ist auch so einfach sich in den widrigen Dingen sich zu verlieren. Diese Lebensform verbraucht einfach viel weniger Energie. Es reicht sich zurücklehnend über alles zu meckern, zu kritisieren, sich über das Verhalten der anderen urteilend auszulassen. Die positivere Seite erfordert viel viel mehr Energie. Alleine zu tolerieren, nicht zu urteilen kostet viel Verstand und Wohlwollen. Auf andere zugehen, helfen, machen, gestalten sind energetisch nicht die effektivsten Lebensformen. Sie machen zwar glücklich, geben viel zurück, reflektieren geradezu das Glück der anderen mit dem eigenen, erfordern aber Empathie und positiven Gestaltungswillen. 

Zerstören kann jeder, kann aber auch jeder gestalten, aufbauen bedingungslos gut sein, lieben? 

Sicherlich kamen mir diese Gedanken zu den Träumen, den Wünschen, der Zeit, den verpassten Gelegenheiten auch, weil ich gerade ein Buch von Cecelia Ahern „ Vergiss Mein Nicht“ gelesen habe. Eine Geschichte über verschwundene Menschen, verpasste Zeiten und Gelegenheiten. Erst dachte ich: „Sehr übertrieben, mächtig gewagte Fantasie.“ Sie schreibt aber so fesselnd, so unterhaltsam und die absurde Geschichte macht irgendwie einen Sinn. Wie kommt man auf so eine Geschichte? Bestimmt haben ihr die zahllosen vermissten Socken in der Waschmaschine echt Kopfzerbrechen gemacht! Habe es viel zu schnell gelesen und musste mich nach zwei Tagen wieder verabschieden von dieser schönen absurden Geschichte. 

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